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>> Familienstamm Rickenbacher, pdf, 905 kB
>> Dia-Show Geburtshaus, Gemsberg 7, Basel
>> Pick-up Einbau (von hinten)
E-Gitarren

Die Entwicklung der ersten im Handel erhältlichen Elektro-Gitarren geht bis in die frühen 1930er-Jahre zurück. Adolph Rickenbacher (1887 - 1976), ein in Basel geborener und 1891 mit der Familie in die USA ausgewanderter Ingenieur, hat zusammen mit dem amerikanischen Musiker George Beauchamp die erste Gitarre mit elektro­mag­neti­schem Tonab­nehmer ("Frying Pan") auf den US-Markt ge­bracht. Das amerikanische Patent ("Electrical Stringed Musical Instrument") wurde 1934 von Beauchamp angemeldet und 1937 veröffentlicht. Bis zum 2. Weltkrieg entstanden auf dem amerikanischen Markt neben Rickenbacker's "Electro String Instrument Corp." in Los Angeles mehrere Firmen wie Gibson, Fender etc. , die elektrische Hawaii- und Jazzgitarren anboten. Da Hawaii- und Jazzmusik in Europa vor dem Krieg wenig bekannt war, erschienen die neuartigen Instrumente aber kaum auf dem europäischen Markt.

Vor und während des Krieges arbeitete Karl Schneider noch immer im Auftrags­ver­hältnis für das Musikhaus Meinel in Basel. Er reparierte alle Arten von Saiten­instru­menten etc. und kam in Kontakt mit zahlreichen Musikern. In dieser Zeit kamen inter­natio­nale Musiker, welche aus besetzten Gebieten Europas flüchteten, nach Basel. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Schneider bei solcher Gelegenheit erstmals amerikanische E-Gitarren zu Gesicht bekam. Als pas­sio­nierter Tüftler  ᅳ  er wollte eigentlich Ingenieur werden  ᅳ  interessierten ihn die elektrischen Gitarren. Wie er erzählt hatte, habe er Versuche mit einem Ton­ab­nehmer für Violinen gemacht, was ihn aber nicht befriedigt habe. Die Geige habe laut, aber eher wie eine Trompete getönt.

Die ersten Gitarren  ᅳ  darunter auch die ersten E-Gitarren  ᅳ  kamen nach heutigem Wissensstand in den 1930er-Jahren unter dem Markennamen "GRANDO" heraus. Zusammen mit dem Musikhändler Schmitz-Meinel bot Schneider seine neuen Produkte zuerst im Musikhaus Meinel in Basel an.

Nach dem Krieg und der Gründung seiner eigenen Firma in Riehen wurden diese Modelle weiter entwickelt und unter dem Label "RIO" vermarktet. Seine Jazz-Gitarren hatten die Gibson-Modelle aus den USA zum Vorbild  ᅳ  als Geigenbauer hatte er eine Vorliebe für die Archtop-Modelle.

Die Tonabnehmer (Pick-up) hat er wahr­scheinlich nach einem amerikanischen Vorbild entwickelt und perfektioniert. Er verwendete eine Single-Coil-Spule mit Einzelmagneten, die er nach seinen Plänen herstellen liess und baute sie in seine Jazz-Gitarren (Hollow-Body) und Hawaii-Gitarren (Solid-Body) ein.

Über ein abgeschirmtes Kabel wurden die E-Gitarren an den Niederfrequenzteil der damals erhältlichen Röhrenradios oder an einen Röhrenverstärker ange­schlossen. Bei starker Verstärkung wurde die Tonqualität bei den Hollow-Bodies allerdings durch Rückkopplung gestört. Dies brachte ihn auf die Idee, eine Jazz-Gitarre aus einem massiven Stück Holz (Solid-Body), ähnlich der Hawaii-Gitarre zu bauen. Daraus entstand das RIO-Modell Nr. 130, welches als erste Solid-Body-Gitarre in Europa gilt.

Die Modelle von Karl Schneider aus den Vorkriegsjahren sind nach heutiger Er­kenntnis die ersten handels­üblichen E-Gitarren Europas. RIO-Gitarren wurden fast ausschliesslich für den Schweizer Markt produziert. Sie gelangten aber auch nach Frankreich. Bald nach Kriegsende nahmen die deutschen Firmen wie Höfner, Hoyer, Framus etc. die Produktion mit eigenen E-Modellen auf. Zu dieser Zeit war vor allem die Hawaii-Gitarre sehr gefragt, Orchester wie z. B. die Hula-Hawaiians aus Basel und Jazzmusiker wie Pierre Cavalli waren die ersten RIO-Kunden. Mit deren Anregungen wurden die Modelle laufend verbessert. Später, als die Fender- und Gibson-Modelle auf den Markt kamen, hat sich die Firma vermehrt dem Bau von akkustischen und klassischen Gitarren gewidmet.

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